+ K l i n i k // erste Woche
auf ein Neues also. nach einer Woche, stationär, kann ich sagen, ich bin angekommen; in der Klinik auf dem Zauberberg. abermals. alles wie gehabt, nur anders. eine andere Station ist es, diesmal. eine, von der mir erzählt wurde, sie behandle vorrangig dass, was mich seit Jugendtagen schon 'begleitet', Depressionen. und die PTBS*. denn diese Diagnosen, mit all ihren Symptomen und Begleiterscheinungen, sind es, die vorrangig sind und behandelt gehören, bevor ich die Suchterkrankung überhaupt, eines (fernen) Tages, in den Griff bekommen kann...
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nun denn, was ist anders, auf dieser Station im Vergleich zur anderen, von mir so verhassten -und im wesentlichen, nichts anderes, als -Entzugs-/Entgiftungs-Station? nun, so einiges muss ich zu meiner eigenem Überraschung sagen. angefangen von der Ausstattung, die im Vergleich, der eines 'Fünf-Sterne-Hotels' ähnelt; bis hin zum Personal, den überaus engagierten und freundlichen, einfühlsamen Pflegekräften, Ärzten und Psychologinnen. ich bin zufrieden. mehr, als ich es auf einer Station je sein könnte, würde ich sagen.
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die erste Zeit ist natürlich erst einmal eingewöhnen und andere Patienten kennenlernen dran. und ein Einzelgespräch, hatte ich natürlich auch schon. bzw., zwei - denn als nach ca. vier Tagen, in mir alles 'brodelte' und 'überzuschäumen' drohte, ob der vielen neuen Eindrücke und Einflüsse die auf einmal von Aussen einprasselten, bin ich zur Oberärztin rein und hatte schon vorab mit ihr, ein kurzes, aber entlastendes Gespräch. heftiges Weinen inklusive.
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das erste Einzelgespräch, war unerwartet entlastend. in nur knapp einer Stunde, die letzten zwanzig Jahre, weit über die Hälfte meines Lebens, erzählt und geweint geweint. für den Moment sehr befreiend. allerdings auch shr beklemmend, zum Schluss hin, da es ja nun mal nicht, um 'eine Lösung', des Problems/der Probleme ging, sondern lediglich darum, dass mich die behandelnde Therapeutin ein wenig besser kennenlernt. für mich aber, war nun mal dass, was ich zum Schluss hin erzählt habe, das wohl bitterste, aktuell; viel mehr 'Trauma' und einschneidend, belastend und berührend, als alles bisher Erlebte. ist nun mal so. die Trennung meines Mannes [einschließlich] Kinder, ist so ziemlich das Schlimmste, was mir hätte passieren können.
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einzig wenn den Kindern etwas passieren würde oder wenn sie schwer krank werden würden, oder ähnliches, wäre es natürlich noch viel viel schlimmer. da es ihnen aber sehr gut geht, trotz 'der Umstände', kann ich behaupten, daß, was vor nun mehr einem halben Jahr geschehen ist, ist das für mich am schwersten zu ertragende, in meinem bisherigen Lebenslauf.
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ich weiss nicht, wie es mir geht. ich weiss nicht mehr genau, was es ist, was ich fühle. ich weiss nur, wenn ich Zuhause bin, wenn ich die Kinder ein paar Stunden bei mir habe, oder wenn ich die Station aus welchem Grund auch immer verlasse, geht es mir nicht gut. gar nicht gut. wie eine tonnenschwere Last, die mir auf dem Brustkorb sitzt. wie kaum bis gar nicht auszuhaltender Zustand, der mich aufgrund der Schuldgefühle, die dann angeschlichen kommen, zu erdrücken droht.
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es gibt keine Lösung. es gibt einfach keine Lösung. zumindest, ist sie für mich nicht ersichtlich, im Moment. nicht zu sehen, nicht zu greifen, nicht umzusetzen. es geht nichts. völliger Stillstand.
Wenn jemand glücklich ist und andere daran teilhaben lässt, dann fallen den Menschen so viele Dinge ein, die sie dazu sagen möchten.
AntwortenLöschenWenn sich jemand jedoch mit einem Schmerz quält, der tief in einem selbst ist und er selbst nicht weiß, wie es den Weg da heraus gibt, dann schweigen die Menschen.
Manchmal frage ich mich, warum Kummer und Leid uns so wortlos machen, insbesondere dann, wenn es uns nicht möglich ist, den anderen ohne ein Wort in den Arm zu nehmen und einfach nur festzuhalten.
Warum wir dann so unfähig sind.
Eine Antwort habe ich darauf noch nicht gefunden.
Aber ich wünsche Dir ganz von Herzen, dass die Klinik mit allem, was sie mit sich bringt, etwas für Dich "tun" kann. Längst habe ich mich selbst davon verabschiedet, eine "Lösung" sehen oder haben zu wollen. Vielleicht gibt es die so nicht? Vielleicht besteht die Lösung auch eher darin, dass man den Kopf heben und weitergehen kann? Dass man in sich zu spüren beginnt: SO kann ICH weitergehen?
Es liest sich wirklich, wirklich schön, dass Du Dich schon vom ersten Moment an aufgenommen fühlst. Grad weil ich das selber zweimal erlebt habe, weiß ich, wie irrsinnig wichtig allein dieses Gefühl für den Anfang ist.
Doch es gibt eine Lösung, Du bist auf dem besten Weg und auch wenn Du sie noch nicht siehst, nicht bewusst wahrnehmen kannst, schon allein das Du diesen Weg gehst, zeigt, das da mehr ist und das Du ihn für Dich gehen willst.
AntwortenLöschenDieser Weg wird nicht einfach, die Integration des Erlebten, die Veränderung der angelernten Verhaltensmuster und den damit verbundenen Schmerzen anstrengend, kraftraubend, manchmal auch zermürbend und niederschmetternd, aber langsam, mit viel Geduld mit sich selber, mit den richtigen Menschen (Therapeuten) an der Seite und dem Wissen, das Du aus dieser "Überlebenden-Rolle" in die "Lebend-Rolle" schlüpfen kannst wirst Du den Weg schaffen. An sich selber glauben in diesen Momenten ist so unsagbar schwer, denn wie soll man das auch, wenn man es sein ganzes Leben nicht wirklich getan hat, aber ich glaube an Dich, denn wenn Du nicht die Kraft und den Mut dazu hättest, würdest Du den Weg nicht gehen und nicht darüber schreiben.